Nizza

(450.000 Einwohner)

 

Allgemein:

Großstadt an der Engelsbucht, der "Baie des Anges", - Hauptstadt des Départements Alpes-Maritime. Die Berge schützen vor Winden, so daß es praktisch nie Frost gibt.

Das milde Klima lockte zur Jahrhundertwende und mit Eisenbahnbau Paris-> Nizza auch reiche Franzosen, die hier Ferien machten, aber auch in reichen Villen sich niederließen.

Eine Stadt mit viel Flair, die insbesondere auch für Städteurlaub, z.B. Weekend- Flug sehr lohnt. Ausgesprochen schöne ALTSTADT mit Gassen und gemütlichen Restaurants, - breites Shopping- und Veranstaltungs-Angebot in der Neustadt. Der Antiquitäten- und Blumenmarkt ist ebenso berühmt wie Nizza in vielen Filmen verewigt wurde, z.B. Hitchcocks "Über den Dächern von Nizza".

An Stränden gibts 5,5 km Kies, dieser vor der Stadtkulisse und im Sommer entsprechend belegt. Nizza ist nicht nur die "Promenade des Anglais", die lange, halbrunde Strandpromenade.

Dahinter gibt es eine Vielfalt eigenständiger, abgeschlossener Stadtviertel zu entdecken: z.B. der diskrete Charme des Reichtums in den Stadtteilen Cimiez und Mont-Boron, - die Geschäftigkeit und vielen Kirchen der Altstadt, - die Hektik der Fußgängerzone, - der Blumenmarkt, - die Ruhe der Parks, - der Staub und Lärm der Ausfallstraßen (mit Ausländerghetto So-nacotra), - das Kulturviertel um die Acropolis. Und fährt man etwas weiter Richtung L'Ariane: die Wohnwagenkarawanen der Obdachlosen am Strassenrand.

 

Geschichte:

Erste Siedlungsspuren datieren vor 300.000 Jahren, damit eine der ältesten Europas, Erste Funde 1873 durch E. Rivìere im Boden der Lympia-Grotte (am Hang des M. Boron), weitere Funde in der daneben liegenden Lazaret Grotte die für Frühgeschichtsforscher ein wahres "Eldorado" darstellten, in sofern als Unmengen an Knochen und Werkzeuge gefunden wurden, die Aufschluß über die damalige Lebensweise der Menschen aber auch ihren Körperbau brachten. Die wichtigsten Funde sind heute im Museum Terra Amata bei den Grotten ausgestellt. 
Darüber hinaus fand man im V alle des Merveilles oberhalb Nizzas in rund 3.000 m Höhe am Mont Bego mehr als 37.000 Felsmalereien aus der Steinzeit. Diese ungewöhnlich hohe Quantität dokumentiert, ebenfalls wie die Funde der Lympia- und Lazaret-Groite, daß die Region zu Urzeiten eine ungewöhnlich hohe Besiedelungsdichte besessen haben muß.

Funde des Cro-Magnon Menschens (ca. 30.000 20.000 v. Chr.) im Bereich der heutigen Altstadt von Nizza. 

STADTGRÜNDUNG: Die Griechen kolonisierten ab Hellas den Mittelmeer Raum, wobei Marseille ihr wichtigster Handelsstützpunkt ab 5. Jh. v. Chr. in diesem Mittelmeerbereich war. Als Handelsfiliale gründeten sie Nikaia (die "Siegreiche") an der Stelle des heutigen Nizza. Ihre Stadt lag am Meer, der Name Nikaia sei entstanden, da sie sich in Kämpfen gegen die dortigen Ligurer durchgesetzt hatten. 
Die Römer begründeten an der Stelle des heutigen Stadtteils Cimez ihr Cemenelum. Die Stadt expandierte und hatte zu ihrer Blütezeit rund 20.000 Einwohner mit allen Vorzügen wie marmorverkleidete Thermen, Amphitheater und Trinkwasserversorgung per Aquädukt, Kanalsystem für Abwässer etc. 

Die Zeit bis l 000 n. Chr. war geprägt durch wechselnde Herrscher, aber auch ständige
Piratenangriffe. Die Bewohner flüchteten in die Küstenberge, wo sie in ihren Dörfern wie aus geschützten Adlernestern das Meer auf Angreifer beobachten konnten.

Im 11. Jh. gehörte Nizza zur Provence, somit zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, befand sich de facto aber im Besitz regionaler Adeliger und Lehensherren. Sie besaß eine Festung zum Schutz des Hafens und versuchte sich, kleinräumig gegen andere Besitzansprüche zu verteidigen.

1388 kam Nizza zu Savoyen und wurde für das im Inland gelegene Turin/Italien als dessen Mittelmeerhafen und Festung ausgebaut. Für Nizza selbst und seine Entwicklung war dies nicht zum Vorteil. Turin liegt nördlich hinter hohen Alpenpässen: Die Handelspfade waren zwischen Nov. und Ende Mai zugeschneit, während Turin seine Waren via Po zur Adria ex- und importierte. Zudem war Nizza der Küstenhandel verwehrt, da sein Besitzer (Savoyen) in Feindschaft mit der Provence und Genua stand.

In den folgenden Jahrhunderten bis 1860 blieb Nizza unter italienischer Herrschaft, ausgenommen kurzer Jahre (z.B. 1691-1705 Ludwig XIV./Frankreich). Erst 1792 hatte das Städtchen seine bürgerliche Revolution. Doch auch die Nizzaer Frage wurde 1814 beim Wiener Kongress geregelt: Nizza wurde Savoyen rechtmäßig zugesprochen, die in Folge auch Fürsten von Piemont und König von Sardinien wurden.

Auf die Namen zweier berühmter Söhne der Stadt jener Zeit stößt man in Nizza vielerorts: Masséna (1758-1817) wurde unter Napoleon "Marechal de France", also Generalfeldmarschall und einer der Favoriten des kleinen Korsen Napoleon. Siegte z.B. 1799 bei Zürich über die Russen. 

Giuseppe Garibaldi (1807- 1882) war eine der Hauptfiguren der italienischen Revolution
1848/49. Ein republikanischer Freiheitskämpfer, der bei den Italienern sehr beliebt war.

Seine Familie und er blieben allerdings stets recht frankophil. So diente Garibaldi selbst noch 1870 unter französischer Flagge, und einige seiner Nachfahren kämpften 1914-18 mit italienischen Freiwilligen an Frankreichs Seite.

Erst 1860, also recht spät kam Nizza per Volksentscheid zu FRANKREICH, weshalb man auch heute noch überall in der Stadt in Architektur und Flair an Italien erinnert wird. Der Anschluß an Frankreich leitete eine starke wirtschaftliche Expansion ein, da nunmehr landwirtschaftliche Produkte der Region (u.a. Oliven, Zitronen, Orangen etc.) exportiert werden konnten, und es sich für Kaufleute lohnte, in Nizza Handelshäuser zu eröffnen. Dies zog den Zuzug von Arbeitskräften nach sich. Während Nizza vor dem Volksentscheid 1860 nur rund 15.000 Einwohner hatte, wuchs die Stadt bis zur Jahrhundert-Wende auf rund 90.000 Einwohner und hat heute im Großraum knapp eine 1/2 Million Einwohner.

Alles, was Rang und Namen hatte in europäischen Herrschaftshäusern, verbrachte den| Winter hier. Zarin Maria Alexandrowa und Zar Alexander II. ebenso, wie 1848 der bayerische König Ludwig I., der wegen seines zu intensiven Techtelmechtels mit Lola Montez abdanken mußte und sich Nizza zu seiner Residenz erwählte. Royalistische Arbeit vollbrachte er fortan nur noch im Ehrenkomitee des Karnevals.

Es wurden feudale Hotels gebaut, aber auch Belle-Epoque-Paläste für die gekrönten und reichen Ausländer. Villen mit umfangreichen subtropischen Parks, die heute 30 oder mehr Millionen Euro kosten, wenn überhaupt verkäuflich. 

1864 erreichte ab Paris die Eisenbahn Nizza und beendete damit die extrem zeitaufwendige Postkutschenfahrt, womit die Cote d'Azur auch für die breite Allgemeinheit reicher Bürgerschichten zugänglich wurde. Der Pariser Bahnhof GARE DE LYON (Ausgangspunkt für die Strecke zur Côte d'Azur) dokumentiert in seinen reichen Deckengemälden die "Belle Epoque" des damaligen Wintertourismus.

Man muß wissen, daß damals der "bleiche Teint" der Haut "in" war. Nix mit Bräunungs-Grill-Operationen heutiger Touristen. Im Vordergrund standen Lifestyl in exquisiten Restaurants bei "Gesehenwerden", Tanz und Smalltalk. Dies im Rahmen der PR-trächtigen High Society, die sich ebenfalls in Nizza zeigte. Auch der berühmte "Orient Express" berührte auf einem Seilenzweig seiner Strecken die Côte d'Azur.

Zu Einbruch im hochkarätigen Tourismus-Geschäft kam es während des l. Weltkriegs. Wegen Kriegshandlung blieben die Gäste aus, die als General oder simpler Soldat an der Front ihren Dienst taten (bzw. aus High Society stammend und nicht im Krieg teilnehmend sich daher nicht zeigten...). Das Negresco/Nizza, gerade kurz vorher als Hotel eröffnet - fungierte als Lazarett (!), und weniger bedeutende Hotels vegetierten dahin ohne Gäste.

Nach 1930 kamen für die High Society andere Ziele der Welt als Attraktion, u.a. das nunmehr per Flugzeug zu erreichende Kalifornien etc. Allerdings war die Cote d'Azur beliebt bei Malern und Schriftstellern, z.B. lebte Berthold Brecht in Flucht vor den Nazis 1933 einige Zeit hier.
Um neue Märkte zu schaffen, wurde der Sommertourismus begründet: während man noch 19 00 "züchtig" und fast voll bekleidet ins Wasser stieg, - fielen bis in die 40er Jahre langsam die Hüllen. Allerdings bei Frauen Stoff vom Busen bis zwischen die Beine; der Bikini kam erst danach... Oben ohne ab ca. 60er Jahre (u.a. Vorreiter Brigitte Bardot), hüllenlos siehe unten...
Auch wenn die französische Volksfrontregierung 1936 den bezahlten Urlaub per Gesetz erließ, was zu Massenurlauber-Scharen ins Traditionsgebiet Nizza führte, bereitete der 2. Weltkrieg diesem temporären Aufschwung der Stadt ein Ende.

Nach 1950 wurde Nizza wieder als Badeort Mode, siehe PR durch u.a. Filme mit BB, Techtelmechtel mit Günther Sachs und anderer PR- trächtiger Aufhänger, die durch die Presse wanderten. Abgesehen davon Filmsternchen, die unten ohne den Kies von Nizza betraten (wohlgemerkt per Foto in der Presse). Dies Stand der noch etwas prüden 60er Jahre.

Das Nizza der 90er braucht derartige PR nicht mehr. Es ist zwar für Badetourismus wegen seiner Kiesstrände im Rahmen heutigen Jet- Zeitalters weniger attraktiv. Dafür im Rahmen des Städtetourismus in Europa hochkarätig wegen Flair, Restaurants, Shopping und Veranstaltungen.

 

Nizza heute:

Der Airport am Meer ist nach Paris der meistfrequentierte Frankreichs. Die Stadt hat sich die Voraussetzungen für ganzjährigen Tourismus geschaffen: sie verfügt über reichhaltige Veranstaltungspalette, über Spielcasino und Kongresszentrum sowie Oper etc.

Als weiteres "Standbein" besorgten die Stadtväter: Arbeitsplätze in Industriebstrieben, Gründung einer Universität, dann ausgebaut, heute: 25.000 Studenten, sowie Schaffung des internationalen Hightech-Zentrum Sophia Antipolis.

Dies steht absolut auf der Positivseite der 60 Jahre im Rathaus regierenden Familie Médecin: Jean Médecin regierte 37 (!) Jahre als Bürgermeister und wurde von seinem Sohn Jacques abgelöst.

Bei Privatgeschäften in Nordamerika titulierte er sich auf dem Briefkopf als "Graf de Medicis", manche seiner Machenschaften sind von Skandalen umwittert. Insbesondere wurde im angekreidet, daß er sich offen zu den Rechtsparolen des Jean-Marie Le Pen bekennt. Im Herbst 1990 floh er vor der französischen Justiz nach Uruquay (Steuerhinterziehung, Veruntreuung elc). Infolgedessen seither mehrere seiner Stadträte wegen Amigo-Affären angeklagt bzw. verurteilt.

Heute dehnt sich die Stadt in alle Richtungen aus, und die Grenze zu den Vororten erkennt man nur noch auf der Landkarte. Ehrgeizige Lokalpatrioten sehen in Nizza eine zukünftige Mittelmeer- Drehscheibe zwischen Italien, Korsika, Sardinien bis rüber Spanien und Marokko. In Realität ist Nizza heute bedeutendste Metropole im Bereich San Remo bis St. Raphael, die oft zugebaute Côte d'Azur.

 

Sehenswertes:

Beinahe jeder, der nach Nizza kommt, läuft erst ein wenig auf der PROMENADE DES ANGLAIS herum. Trotz des lauten Verkehrs, der vielen mißglückten Neubauten (und dazwischen stehen immer noch ein paar schmucke Häuschen, z.B. Hausnummer l07 und stadteinwärts vor dem Beach-Regency-Hotel) hat diese Promenade noch nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt. Sie war früher Aushängeschild Nizzas und Flanierpromenade der Reichen der Welt.

Hauptspektakel ist für viele das HOTEL NEGRESCO mit seinen Livrierten (so war das Personal nobler Haushalte tatsächlich im 18./19. Jh. angezogen!), Zeuge der mondänen, vergangenen Epoche. Henri Negresco. ein einfacher rumänischer Kellner und Koch, hatte es sich in den Kopf gesetzt, diesen Hotelbau erstellen zu lassen. Obwohl es im Eröffnungsjahr 1912 bereits fette Gewinne einbrachte, machte der l. Weltkrieg allen seinen Hoffnungen ein Ende. Das Hotel wurde zum Hospital, später von einer belgischen Gesellschaft übernommen. Erst als die Eltern der heutigen Besitzerin Jeanne Augier das Hotel erwarben, ging es wieder aufwärts. Heute zählt es zu den berühmtesten der Welt.

JARDIN ALBERT I. mit Palmen, subtropischer Vegetation und schönen Brunnenanlagen. Im Freilufttheater finden Konzerte statt. Der Park bis hin zum Kongresszentrum Acropolis wurde über dem Fluß Peillon angelegt, der hier unterirdisch verläuft. Hinter dem Albert Ier-Park das beeindruckende Stadtzentrum, PLACE MASSENA . An den großartigen Fassaden im norditalienischen Stil der umliegenden Häuser und den exklusiven Boutiquen der Gegend kann man den Reichtum Nizzas ablesen. Der monumentale Brunnen heißt "Fontaine du Soleil".

Von hier ab gehen die Straßen des Shopping-Viertels der NEUSTADT:
Die AVENUE JEAN MEDECIN mit ihren Prachtbauten bis hinauf zur Bahnhofsstraße, der Avenue Thiers. Die Fußgängerzone um die RUE MASSENA, und weiter bis zur AVENUE GAMBETTA. In diesem Viertel kleine schattige Parkanlagen, Straßencafes etc. Dieser neuere Stadtteil bildet das geschäftige Zentrum der Großstadt.

Schönste Kirche der Neustadt ist die russisch-orthodoxe Kathedrale ST. NICOLAS. Mit ihren grün-weiß-goldenen Dächern und Zwiebeltürmen sticht sie unter den Dächern von Nizza hervor, schön vom Chateauberg aus zu sehen. Sie ist die größte außerhalb Rußlands und wurde von Zar Nikolaus II. 1912 erbaut. Nizza war ja bekanntlich vielbevölkerte Winterkolonie der russischen Adeligen. Das prunkvolle, reiche Innere hat Form eines griechischen Kreuzes. Einige schöne Ikonen.

Die ALTSTADT im Dreieck zwischen dem Boulevard Jean Jaures, dem Meer und dem Chateau- Hügel. Ein Gewirr enger Gäßchen, Treppen, den Plätzen und Brunnen. Das was übrig geblieben ist vom ehemaligen Nizza ist klein und sehr kompakt. Ab Place Garibaldi durch die Rue Pairolière Richtung Place du Palais kommt man durch die quirligen Geschäftsstraßen.

Verlockend das Angebot: Käse, Oliven. Gemüsehändler, Metzger, aber auch Boutiquen mit chicer Kleidung, oft ganz gewagte Klamotten, Ausgefallenes (viele Sonderangebote) und Schuhläden. Einen Blick in Vitrinen des Schmuckladens "Curiosa" werfen, tolle Rockerringe aus Silber. Ganz in der Nähe ein Jeansshop mit klassischen Cowboy-Stiefeln. Daneben noch Läden, mit dermaßen altmodischen Schuhen oder Hosen in den Auslagen, daß man sich fragt, wer da wohl einkauft.

Am Cours Saleya , der ehemaligen Promenade des alten Nizzas der berühmte BLUMENMARKT, schöne Fotomotive. Nördl. am Place St. Francoise ist morgens FISCHMARKT.

Unter den Sehenswürdigkeiten der Altstadt dominieren die Kirchen und Kapellen. Es gibt eine stattliche Anzahl wegen der vielen Ordensgemeinschaften, die seit dem späten Mittelalter hier ansässig waren. Außer Gotteshäusern erfüllten sie soziale Aufgaben: sie unterhielten Krankenhäuser, kümmerten sich um die Armen, nahmen Waisenkinder auf.

EGLISE ST. MARTIN-ST. AUGUSTIN. Rue Sincaire, groß und barock. Alteste Pfarrkirche Nizzas, Pieta von Louis Bréa. Luther las hier anläßlich seiner Romreise 1510 eine Messe.

Die Kathedrale STE. REPARATE. Place Rosetti. Benannt nach dem Stadtheiligen und Mitte des 17. Jh. im Stil des romanischen Barocks erbaut, ein Kirchturm rechts aus dem 18. Jh. In den Nischen der symmetrischen Fassade Heiligenfiguren. Reich an Stuck und Marmor.

ST. JACOUES-Kirche. Eglise du Gesù, ganz in der Nähe, Rue Droite, ehemalige Jesuitenkapelle. Im Kirchenschiff Fresken mit Motiven aus dem Leben des hl. Jakobus.

CHAPELLE DE L'ANNONCIATION geweiht dem St. Giaume, Rue de la Poissonerie. Nizzaer nennen sie "Chapelle Ste. Rita" (steht auch auf den Hinweisschildern). Besonders schön die Eingangspforte. In Neapel ist die hl. Rita die Patronin der "leichten Mädchen" (Kurtisanen), in Nizza wird sie von hoffnungslosen, verzweifelten Frauen um Hilfe angefleht.

Unerwarteter Prunk im PALAIS LASCARIS 15, Rue Droite. Neben den engen, fast ärmlichen Gäßchen oder den kleinen Läden mit schmutzigen Deckengewölben ist dieser elegante Bau im Genueser Stil aus dem 17. Jh. beinahe ein Anachronismus. Immense Eingangshalle, prächtiger Treppenaufgang, satt Barockskulpturen, Stuckwerk und Deckengemälde. (Geöffnet: 9.30-12 und 14.30-18 Uhr, außer Mo. sowie November.)

CHATEAU-HÜGEL: schöner Blick über die Stadt und das Hafenbecken. Eine Oase der Ruhe mitten in der Großstadt zwischen Hafen und Neustadt. "Le Chateau" nennen die Nizzaer den ganzen Hügel, heute ein Park mit Spielplatz, Kinderkarusel, Wasserfall und Aussichtsplateau (Orientierungstafel). Von der ehemaligen Befestigungsanlage sieht man nur noch Fragmente, da sie 1706 durch eine Explosion im Munitionsdepot in die Luft flog. Reste zweier übereinanderliegender Kirchen aus dem 11. und 15. Jh. wurden ausgegraben.

Manche behaupten, hier sei der älteste besiedelte Stadtteil gewesen, was aber nur simplifiziert stimmt. Jedenfalls war es Zentrum des griechischen Nikaia. Doch hat es vermutlich bereits vorher in Cimiez eine ligurische Siedlung gegeben, abgesehen von der prähistorischen Fundstelle am Mont Baron.

Zugang: Entweder den steilen Pfad ab Kirche St. Jaques an der Westseite des Hügels rauf. Oder per Aufzug Nähe Schifffahrtsmuseum und Galerie d'Art Contemprorain.

Wer genügend Zeit hat, sollte die Friedhöfe nördlich des Chateau an der Allee Prof. Benoit besuchen. Im größeren, christlichen Friedhof befinden sich Grabstätten berühmter Familien, z.B. der Familie Jellinek, Haupthändler der Daimler Motorenwerke. Der Vorname deren Tochter "Mercedes" gab der Firma ihren wohlklingenden Namen.

Der kleinere Friedhof ist jüdisch. Gleich rechts am Eingang steht auf zwei Urnen links und rechts der Tür ins Wärterhäuschen geschrieben: "Diese Urne enthält Seife aus Menschenfett, hergestellt von den Deutschen des Dritten Reichs aus den Leichnamen unserer deportierter Brüder." Links davon: "Diese Urne enthält Asche unserer Märtyrer, ermordet in den Gaskammern von Auschwitz, Polen."

Das HAFENVIERTEL besitzt nicht die Ausstrahlung wie z.B. Marseille, düstere Spelunken und Matrosentreffs sucht man vergebens. Nach und nach werden die mehrstöckigen Stadthausfassaden renoviert. Hübsche Photokulisse. Der Hafen liegt unterhalb des Mont Boron, der älteste Teil ist der PORT LYMPIA, den die Turiner Stadtherren erbauen ließen. Im neuen Vorhafen legen die Fährschiffe nach Korsika an.

Heute ist das Hafenviertel besonders wegen seiner fast hundert Antiquitätenläden interessant. Sie befinden sich unterhalb des Chateau-Hügels um die Rue Antoine Gauthier.

CIMIEZ. geschichtsträchtiges Villenviertel nördlich des Zentrums. Auf diesem Hügel befand sich das römische Cemenelum, das 20.000 Einw. zählte. Unter den Funden sind in erster Linie das 5.000 Leute fassende Amphitheater aus dem 1.-3. Jh. und die Thermen aus dem 2./3. Jh. gut erhalten. Im angrenzenden Park mit vielen alten Olivenbäumen können Kinder sich etwas austoben und Erwachsene sich erholen. Die Bronzebüsten berühmter Jazzer weisen auf das alljährlich hier stattfindende Jazz-Festival hin.

In den letzten Jahren hat das Viertel sein Gesicht stark verändert. Nach und nach verschwinden die Villen, und es werden Luxusappartements gebaut.

Unverändert hingegen das KLOSTER aus dem 16. Jh. (Besichtigung siehe "Museen"). Wenn man beim Hingehen lautes Gehupe hört, fand wieder einmal eine Trauung statt. Romantisch schön der Klostergarten mit Aussichtspunkt.