Saint Paul

(3.000 Einwohner)

 

Allgemein:

Eines der meistbesuchten Dörfer Frankreichs, besonders in der Hauptsaison. Schon von fern hat man einen Ansichtskartenblick auf das hervorragend, oft fast authentisch erhaltene und gepflegte "Saint-Paul", wie es die Einheimischen verkürzt nennen.

Das Besondere an Saint-Paul ist, daß sich die Altstadt, umgeben von Befestigungsanlagen, dank der Berglage ihre Ursprünglichkeit erhalten konnte, und diese mit dem Renommee und Flair einer hochgeschätzten Künstlerstadt zu verbinden verstand.

Alle paar Jahre kracht das eine oder andere Stadthäuschen (meist aus dem 16. Jh.) zusammen und wird danach liebevoll mit den alten Steinen wieder aufgebaut. Das mittelalterliche Saint-Paul ist fast komplett Fußgängerzone mit engen, kieselsteingepflasterten Gassen, schmucken Galerien (Gemälde einigermaßen anerkannter Künstler ab etwa 500 Euro), Läden, Bars und Restaurants. Trotz des Massentourismus bewahrte das Dorf in Architektur eine verträumte Romantik. Auf den umliegenden Hügeln haben Prominente und namhafte Künstler ihren (Zweit-)Wohnsitz.

Saint-Paul ist Ausflugsziel, aber auch Aufenthaltsort für Geschichts- und Kunstinteressierte und erholsame Zufluchtsstätte, wenn es einem an der Küste zu heiß wurde, da die engen Gassen schattig sind.

 

Sehenswertes:

RUE GRANDE: Die Hauptgasse des Bergdorfes, mit schmalen Stadthäusern aus dem 16. und 17. Jahrhunden. Sie führt von der Porte Royale bis zur Porte de Vence, überschwemmt mit Geschenkboutiquen und Galerien, Besitzer allerdings nicht sehr aufdringlich, so daß man sich in Ruhe um­schauen kann. Auf halbem Wege linkerhand der "Place de la Grande-Fontaine". Manche Leute werfen Geldmünzen in den Brunnen (für diesen Landstrich typische Urnenform), doch entbehrt das jeglicher Tradition.

L'EGLISE COLLEGIALE: die ehemalige, gotische Stiftskirche aus dem 12. und 13. Jh. mit einem Kirchturm aus dem 18. Jahrhundert. Im düsteren Kirchenschiff riecht man das Alter. Sehenswert der Kreuzgang und verschiedene Gemälde, darunter die "Heilige Katharina von Alexandrien" des venezuanischen Malers Tintoretto.

AUSSICHTSPLATEAU, oberhalb des Friedhofs am Ende der Rue Gran­de: Weitblick über gescheckt-rotbraune Dächer provenzalischer Landhäuser hinweg bis zu den "Wellenhäusern" in Villeneuve-Loubet (von hier aus gesehen passen sie sich beinahe harmonisch in die Landschaft ein) und dem pinienbewaldeten Cap d'Antibes im Westen.

FOTOGRAF JACQUES GOMOT. Rue de la Boucherie. Der Fotograf hat 40 Jahre Leben und Treiben in Saint-Paul mit seiner Kamera festgehalten und verkauft Fotos von Belmondo, Romy Schneider, Lino Ventura, Alain Delon u.v.m. Etwas für Fans!

Vor dem "CAFE DE LA PLACE" am Ortseingang gibt es einen Bouleplatz (für jedermann!), wo sich auch die Prominenz gerne beim Spielen zuschauen läßt.

Durch das Hotel "COLOMBE D'OR" (vis á vis dem Bouleplatz) wurde Saint-Paul erst zu dem weltberühmten Künstlerdorf. Der damalige Gasthof hieß bezeichnender Weise "Robinson", als Saint-Paul noch eine verlorene Insel des Hinterlandes war. Maler kamen wegen der mittelalterlichen Stadtstruktur, insbesondere aber wegen des Lichtes Südfrankreichs nach St. Paul und durften im Colombe d'Or kostenlos wohnen. Sie bezahlten mit Bildern. Unter ihnen Paul Signac, Pierre Bonnard, Chaim Soutine und Henri Matisse. Wer heute im Hotel logiert oder speist, kann die beachtliche Gemäldesammlung sehen; für Nichtgäste nicht zugänglich.

FONDATION MAEGHT: modernes Kunstmuseum, dessen markante Architektur (Jose-Luis Sert, Schüler des umstrittenen Architekten Le Corbusier) in krassem Gegensatz zum romantischen Flair des mittelalterlichen Dorfes steht. Es liegt etwas außerhalb auf dem Hügel "La Colline des Gardettes", leicht zu finden, da gut beschildert. Geöffnet: im Sommer 10-19, im Winter 10-12.30 und 14.30-18 Uhr. Eintritt 7 Euro.

Eine Stiftung der Kunsthändler Marguerite und Aimé Maeght, die nicht nur einfaches Museum sondern zugleich ein künstlerisches Kommunika­tions- und Informationszentrum sein will: Künstler sind willkommen. Es gibt Ateliers und eine Bibliothek. Darüber hinaus wechselnde Ausstellungen und Hommagen sowie im Sommer Konzerte.

Das Museum liegt in einem sehenswerten Garten mit Pinien und Skulptu­ren (Arp, Mirò, Alexander Calder). Für manche ist es eines der schönsten Museen moderner Kunst, doch finden wir, daß es sehr davon abhängt, ob einem das Thema der aktuellen Ausstellung, die einen Großteil des Museums belegt, zusagt.

 

 

Vence

(16.000 Einwohner)

 

Allgemein:

Vence hat weniger Zulauf als der Nachbaron Saint-Paul-de-Vence, obwohl Künstlerstadt (Matisse, Chagall). Schöne Altstadt mit mittelalterlichen Häu­sern und pittoresken Gassen. Malerische Marktstände, aus Restaurantküchen die Gerüche der Provence-Kräuter, Knoblauch in Olivenöl. Der Ort hat viel Provence-Flair, auch wenn nach und nach die "Einrahmung der Stadt", die Orangen-, Zitronen- und Olivengärten verschwinden zu Gun­sten angelegter Gärten mit Swimmingpools. Trotzdem hat man hier den Eindruck, auf dem Lande zu sein.

Ideal für Leute, die nicht auf vollen Trubel stehen, etwas frischere Nächte bevorzugen und gerne Exkursionen ins Hinterland machen. Dabei aber doch nur gute 10 km vom Meer und den Stranden entfernt sein wollen.

 

Sehenswertes:

Ausgangspunkt für Besichtigungen ist der Place Clemenceau und der sich daneben befindliche Place Surian in der Altstadt mit seinem morgendlichen Markt, Boutiquen, Restaurants und Bars.

Die KATHEDRALE am Place Clemenceau. Ihre Fassade aus der letzten Jahrhundertwende läßt nur wenig auf die Entstehung der Grundmauern im 11. Jh. schließen. Neben dem Chor ans dem 15. Jh. ist besonders das Chagall-Mosaik "Moise sauvé des eaux" beim Taufbecken interessant. Kirchturm aus dem 18. Jahrhundert mit freistehenden Glocken. Hier und unter den Pinien im Parc de la Conque findet alljährlich in der zweiten Julihälfte das Musikfestival "Musique de Vence" statt.

MATISSE KAPELLE: La Chapelle du Rosaire, Route du Saint-Jeannet. Etwas versteckt, aber eigentlich nicht zu verfehlen. Henri Matisse realisierte die gesamte Innendekoration. Den Kreuzweg malte er schwarz auf wei­ße Kacheln, worauf die bunten Glasfenster interessante Farbreflexe wer­fen.

Die Entstehungsgeschichte dieser Kapelle klingt romantisch. Nach einer Operation ließ sich Matisse von Monique Bourgeois pflegen. Es blieb nicht aus, daß der Künstler das junge, vaterlose Mädchen zu seinem Lieblingsmodell machte. Dabei entstand - vielleicht unbewußt - eine gewisse Zärtlichkeit zwischen beiden. 1943 verließ Monique jedoch den Maler und ging als Schwester Jaque-Marie ins Dominikanerinnen-Kloster. Matisse ließ den Kontakt zu ihr nie abbrechen, lebte sogar bis 1948 in Vence. Als sie ihm von Plänen, diese Kapelle auszuschmücken, erzählte, bot sich der Künstler dafür an.    
Di. und Do. 10-11.30 und 14.30-17.30 Uhr geöffnet.

In und um Vence gibt es viele Kapellen, z.B. Notre-Dame des Crottons (siehe Galerie Beaubourg) aus dem Jahre 1042, die Ste. Anne-Kapelle aus dem 17. Jh. mit schönem Altarbild (Ara-Quartier, Allee Ste. Anne) oder die Chapelle des Penitents Blancs. heute eine Kunstgalerie mit wechselnden Ausstellungen (10-12,14-18 Uhr, Place Mistral).

MUSEUM CARZOU: Place du Fréne. Umfassender Einblick in das Werk des Künstlers. Geöffnet: im Sommer 10-12 und 15-19 Uhr, im Winter nachmittags von 14-18 Uhr.

Der Platz selbst bietet eine Kuriosität: eine vor 450 Jahren gepflanzte Manna-Esche steht hier, obwohl dieser Baum sonst in Höhenlagen nicht gedeiht. Vence liegt immerhin 325 Meter hoch.

GALERIE BEAUBOURG im Chateau Notre-dame-des-Fleurs, wo vormals das Parfum- und Likörnuseum war. Der gelbe Palast wurde erst im letzten Jahrhundert auf den Ruinen eines ehemaligen Kloster- und Bischofssitzes erbaut. Die Galerie ist südfranzösische Zweigstelle der berühmten Pariser Galerie Beaubourg. Besuch lohnt wegen Vielfalt. Bereits im terrassierten Park Skulpturen und Bronzen. In den Sälen stattliche Anzahl an Werken hochdotierter, zeitgenössischer Künstler wie Arman, Ben, César, Louis Cane, Jean Tinguely, Andy Warhol oder Yves Klein. Ausgestelltes nicht in jedem Fall unerschwinglich, günstig beispielsweise die Glaskunst von Now. Täglich 11-19 Uhr geöffnet. Eintritt frei. 2618, Route de Grasse, ab Vence Richtung Tourrettes-sur-Loup, ist ausgeschildert.