Saint Tropez

(5.500 Einwohner )

 

Allgemein:

Zunächst mal alles Superlative: schönste Bucht der Riviera, Fischerhafen voller Luxusjachten, "extracharmante" Altstadt. Den ganzen Sommer lang wird gefetzt. Nach beendetem Sonnenbad beginnt der listenreiche Kampf um einen Platz in den Cafes, alles hoffnungslos überfüllt, auch die Hotels. Superlative auch das totale Verkehrschaos zur Hauptsaison!

Motor zur internationalen Berühmtheit St. Trop's waren zunächst BB in den 50ern (sie besitzt eine Villa "La Madrague") und ihr Güther Sachs, dito Charles Aznavour. Fotograf und Filmer David Hamilton, der superverschleierte Softy-Erotics drehte, soll gelegentlich im Club 55 gesehen worden sein; sonst residiert er (sofern anwesend) mit Freunden von Jack Nicolson bis Marlon Brando in seinem Haus in Ramatuelle.

Chance, die Topstars zu sehen, besteht in der Regel nicht. Dafür ist der Ort im Sommer übervoll mit abertausenden von Touristen. Wer Trubel, Rummel, Flirten und Anmachen mag: im Juli und August kommen, - Juni und September geringfügig ruhiger. Wer das nicht mag, sollte sich zwecks Studienzwecken einen Abend "St. Trop" reinziehen. Hochinteressant und reizvoll.                                                   

Wer St. Tropez in Ruhe sehen will, muß im Winter und der tiefen Nebensaison anrücken. Aber wie gesagt, dann ist es nicht mehr St. Trop, sondern dessen Kulisse und Winterschlaf.

 

Geschichte:

Ligurisch-keltische Siedlung, die Griechen nannten es Athenopolis, die Römer Heraclea Caccabaris. Der heutige Stadtname St. Tropez wird auf den hl. Torpes zurückgeführt, dessen Reliquien hier gefunden wurden. Torpes war ein römischer Offizier, der wegen seines frühchristlichen Glaubens den Märtyrertod starb. Piratenüberfälle setzten der Bevölkerung im Mittelalter arg zu. Sie ließen sich aber nicht unterkriegen, und St. Tropez wurde im 15. Jh. n. Chr. ein autonomer Stadtstaat. Erst Ludwig XIV. beendete dieses Privileg. Seit dieser Zeit war St. Tropez provenzalische Hafenstadt mit beachtlichem Wohlstand, keinesfalls aber Fischerdorf. Als im letzten Jahrhundert der Tourismus begann, besuchten St. Tropez die Maler. Im Gefolge von Paul Signac wurde es zum Künstlerparadies. Im Musée de l'Annonciade kann man sich darüber einen Überblick verschaffen. Mit den Stars der 50er und 60er Jahre wurde St. Tropez selbst zum Star des internatio­nalen Tourismus. Die BB, damals Busenstar und Inbegriff der "sexuellen Freizügigkeit", ließ sich 1950 hier rieder, und ihr folgten viele: Charles Aznavour, Gilbert Bécaud, Audrey Hepburn, Juliette Gréco, Petula Clark...

Die meisten sind heute in einem Alter, wo sie das wilde Leben hinter sich haben. Die neuen Stars wie Depardieu oder Miou-Miou sind nicht gekommen, dafür Joan Collins (in neuer 5-Millionen-Euro-Villa).

Nur noch 42 % der Inmobilienkäufe werden sofort bezahlt, gegenüber 48 % ein Jahr zu­vor. Bei den Preisen kein Wunder, könnte man denken. Doch für die Makler ist es kein gutes Zeichen. Es geht bergab. Die Villen und Apartments sind meist Zweitwohnsitze.

St. Tropez ist die einzige Stadt der Küste, die in den letzten acht Jahren ihre Einwohnerzahl (damals 6.248) verringert hat.

 

Sehenswertes:

Vom alten Hafenbecken bis unterhalb die Zitadelle reicht die ALTSTADT. Teilweise Fußgängerzone mit vielen Boutiquen und Restaurants, das Quartier de La Ponche. Einige Sehenswürdigkeiten streift man beim Schlendern durch die Gassen, etwa die 200 Jahre alte, italienisch-barocke Kirche mit dem Heiligen Tropez oder das CHATEAU DE BAILLI DE SUFFREN am Place de l'Hotel de Ville.

Hieraus stammle einer der berühmtesten Admiräle der französischen Marine, Bailli Pierre-Andre de Suffren (1728-1788). Zwischen Ceylon und La Reunion, den Kapverdi­schen Inseln und dem Kap der Guten Hoffnung, von Sumatra bis Indien machte erden Engländern das Leben schwer.

Aber keine Sorge, hier sind wir Touris selbst die Hauptattraktion: die Ausgeflippten, die Schönen, die Geldigen, die Halbnackten, die Berühmten... Und alles wird umso intensiver, je näher man zum Hafen mit seinen Luxusjachten kommt. Flaniergasse auch rauf zum Place des Lices, wo Stars wie Claudia Schiffer mit Normalsterblichen Boules spielen. Wenig­stens hin und wieder für Pressefotografen.

Mindestens genauso wichtig sind die STRÄNDE, von denen es zwar genug gibt, aber leider eben noch mehr Badegäste.

Am allerchicsten: TAMARIS - zwar extremst eng, dafür unterhalb Brigitte Bardots Villa La Madrague - und der PLAGE DE TAHITI zum Sehen und Gesehenwerden.

PLAGE DES GRANIERS und PLAGE DE LA BOUILLABAISSE liegen am nächsten beim Ort. Etwas ruhiger sind die Strände auf der Halbinsel. Am riesengroßen PLAGE DE PAMPELONNE und zwischen dem Cap Camarat und Cap Lardier läßt sich immer ein Plätzchen finden.

Die GENDARMERIE am Place Blanqui, berühmt durch Superflic Louis de Funès. Nach 120-jährigem Dienst soll sie nun transformiert werden. Die Zukunft des Polizeigebäudes ist ungewiß, vielleicht wird es ein Mu­seum. Also: noch schnell ein Foto machen, bevor es zu spät ist. Übrigens könnte man ein ganzes Buch mit lustigen Anekdoten über die Zeit der Dreharbeiten zu den "Gendarm von St. Tropez"-Filmen schreiben. Bei einem "Außerirdischen-Film" erschreckte sich ein Landwirt aus Ramatuelle über eine für den Film fliegende Untertasse derart, daß er seine "Ente" ins Hafenbecken lenkte. (Sie konnte nicht schwimmen!)

St. Tropez hat die Zitadelle unlängst der Armee abgekauft. Demnächst soll ein Kulturzentrum eröffnet werden, u.a. Freilufttheater, archäologisches Museum und Park mit Mittelmeervegetation.

Die Zitadelle wurde Ende des 16. Jahrhunderts an der Stelle einer 2.000 Jahre alten keltisch-ligurischen Siedlung gebaut. Dabei galt das 6-Prinzip: die Festung ist sechseckig, umgeben von einem sechseckigen Burggraben und sechseckigen mittleren Festungsmauern. Der äußere Mauerring ist wiederum von 6 ha steilabfallendem Gelände umgeben.

MUSÉE DE LA MARINE in der Festung, Seefahrts- und Heimatkunde-museum. Nette Schiffsmodelle, Bilder, archäologische Funde etc. Reißt einen bei Eintritt von gut 3 Euro nicht vom Hocker. Geöffnet (außer Diens­tag und 15.11. bis 15.12.) 10-17 Uhr, im Sommer abends bis 18 Uhr.

Eine echte Sehenswürdigkeit hingegen ist das MUSÉE DE L'ANNON-CIADE am Quai Péri zwischen altem und neuem Hafenbecken. Die ehe­malige Kapelle wurde zum Kunsttempel umfunktioniert. Man sieht auf engem Raum eine Sammlung der verschiedensten Stilrichtungen, die der Mäzen Georges Grammant der Stadt überlassen hat. Neben einigen Plasti­ken an die hundert Gemälde von Künstlern, die in St. Tropez gearbeitet haben: Braque, Matisse (La Gitane, die Zigeunerin), Signac, Dufy, Bonnard (Nu devant la cheminée), Marquet, Rouault, Maillot. Zur Saison 10-12 Uhr und 16-20 Uhr geöffnet, sonst nachmuttags 14-18 Uhr. Dienstags und im November geschlossen. 4 Euro.

Schmetterlingsmuseum MAISON DES PAPILLONS, Rue Etienne Berny, beinhaltet die Sammlung des Malers Dany Lartigue. Außer Schmetterlingen und Gemälden des Künstlers zu St. Tropez auch Fotos.