Wien

(1.500.000 Einwohner)

 

Allgemein:

Wien (lateinisch Vindobona), Hauptstadt Österreichs, im Nordosten des Landes an der Donau gelegen. Im Westen befindet sich das Vorgebirge der Ostalpen, östlich erstrecken sich die Ebenen des Donaubeckens.

Die etwa 200 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Stadt besitzt ein kontinentales Klima mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 10,6 °C und einem durchschnittlichen Niederschlag von 700 Millimetern pro Jahr. Wien war für Jahrhunderte das wirtschaftliche und politische Zentrum des österreichischen Kaiserreiches und von 1867 bis 1918 die Hauptstadt der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Nach dem 2. Weltkrieg war Wien stark beschädigt. Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrags von 1955, der Österreich die staatliche Souveränität garantierte, erlangte es wieder beachtliche Bedeutung als Handels- und Transportzentrum. Heute bestimmt Wien das kulturelle und wirtschaftliche Leben Österreichs; ein Fünftel der Landesbevölkerung wohnt in der Hauptstadt.


 

Wirtschaft:

Wien verfügt über einen bedeutenden Hafen an der Donau. Aufgrund der strategisch günstigen Lage zwischen den Alpen und den Karpaten war Wien bereits zu keltischer Zeit ein Verkehrsknotenpunkt. Der internationale Flughafen befindet sich in Schwechat, südöstlich von Wien.

Wien ist mit Abstand Österreichs wichtigstes Handels-, Industrie- und Finanzzentrum. Wichtigster und produktivster Bereich ist der Dienstleistungssektor, der knapp drei Viertel des Wirtschaftseinkommens ausmacht. Nachgeordnet ist die industrielle Produktion. Bedeutende Industriezweige sind die Elektronikindustrie, Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Maschinen- und Fahrzeugindustrie und die Herstellung chemischer Erzeugnisse.

Seit Mitte der fünfziger Jahre ist die Stadt Schauplatz vieler internationaler politischer und wirtschaftlicher Kongresse und Konferenzen. Am westlichen Donauufer befindet sich der 1979 fertig gestellte Bürokomplex der Vereinten Nationen. Daneben haben verschiedene internationale Organisationen ebenfalls ihren Sitz in der Stadt, wie die Internationale Atomenergiebehörde, die Organisation für Industrielle Entwicklung der Vereinten Nationen und die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC). Die alle zwei Jahre stattfindende Wiener Messe (seit 1921) spielt eine unverändert wichtige Rolle für das Wirtschaftsleben in Zentraleuropa.
 


Städtische Struktur
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Die so genannte Innere Stadt war früher von Verteidigungsmauern umgeben. Diese Mauern wurden 1857 abgerissen und durch einen breiten Boulevard, die Ringstraße, ersetzt. Zu den bedeutendsten Gebäuden der Stadt gehören das Rathaus (1872-1883), das Burgtheater (1874-1888), die Universität (1873-1883), das Parlament (1883) und die Staatsoper (1861-1869), die 1945 niederbrannte und 1955 wieder aufgebaut wurde. Zentrales Gebäude ist die Hofburg, wovon der älteste Teil im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Nicht weit davon steht der im gotischen Stil erbaute Stephansdom. Weiter außerhalb befand sich eine zweite Festungsmauer, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenfalls entfernt wurde, um Platz für weitere Vororte zu schaffen. Industriegebiete befinden sich vorwiegend im Süden und im Osten. Der Donaukanal, der sich südlich der Donau im Bereich des ehemaligen Flussbettes befindet, wurde in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts fertig gestellt. Gegenüber der Donau befinden sich die neueren Bezirke, u. a. auch das neue UNO-Zentrum.

Der Höchststand der Bevölkerung war 1918 mit ungefähr 2,4 Millionen Einwohnern erreicht, da nach dem 1. Weltkrieg viele Menschen in die Stadt zogen.

Die Stadt verfügt über zahlreiche Parks; berühmteste Grünanlage ist der Prater. Er liegt zwischen Donaukanal und Donau, nordöstlich der Innenstadt. In Schönbrunn, dem kaiserlichen Sommerschloss im Rokokostil, befinden sich ein Park aus dem 18. Jahrhundert und der älteste Zoo der Welt (1752). Schönbrunn wurde 1997 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen. Das historische Zentrum der Stadt wurde 2001 als herausragendes Zeugnis österreichischer und europäischer Architekturgeschichte zum Weltkulturerbe erklärt. Westlich der Stadt liegt der Wienerwald, der sich zum Vorgebirge der Alpen erhebt.

 

Geschichte:

Wien war ursprünglich eine keltische Siedlung, auf der die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. ein Legionslager (Vindobona) errichteten. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches blieb die Siedlung kontinuierlich bewohnt. Nach der Vorherrschaft verschiedener Völker (Goten, Hunnen, Awaren) kam Wien um 1130 zu den Babenbergern, deren Residenz es bis 1246 war. Bereits im 9. Jahrhundert wurde der Donauhafen gebaut. 1137 wurde Wien erstmals als Stadt erwähnt. 1147 wurde mit dem Bau des Stephansdomes begonnen, 1221 erhielt Wien Stadt- und Stapelrecht.

Nach dem Aussterben der Babenberger (1246) wurde Wien von Ottokar II. von Böhmen regiert. Er wurde 1278 von König Rudolf I. von Habsburg vertrieben. Wien befand sich seitdem unter der Herrschaft der Habsburger. Unter der Regierung Rudolf IV. kam es zur Fertigstellung des Stephansdomes, er gründete die Universität (1365) und erließ Stadtreformen. In den nächsten drei Jahrhunderten wurde die Stadt von religiösen Kämpfen, türkischen Belagerungen (1529 und 1683) sowie von der Pest (1679) heimgesucht. 1526 wurde Ungarn und Böhmen in den Herrschaftsbereich der Habsburger eingegliedert. Wien wurde der Sitz ihrer zentralen Verwaltung und der kaiserlichen Residenz. Im 17. und 18. Jahrhundert entwickelte sich eine rege Bautätigkeit, die mit ihren Kirchen, Schlössern und Bürgerhäusern heute noch das Stadtbild prägt. 1804 wurde Wien die Hauptstadt des neuen österreichischen Kaiserreiches, nach den Napoleonischen Kriegen tagten hier die politischen Führer Europas auf dem Wiener Kongress (1814-1815). 1848 fand ein Aufstand gegen die Habsburger statt, der jedoch ohne Erfolg blieb.

Unter der Herrschaft des Kaisers Franz Joseph I. (1848-1916) wurde Wien eine moderne Stadt und (1867) die Hauptstadt des Österreichisch-Ungarischen Reiches. Die Festungsmauern wurden geschleift und durch die Ringstraße ersetzt. Die Stadt wuchs durch Einwanderung und Eingemeindung der Vororte von 431 000 Einwohnern (1851) auf 2 239 000 im Jahr 1916. Um die Jahrhundertwende begründete Sigmund Freud in Wien die Psychoanalyse.

Nach dem 1. Weltkrieg und dem Untergang des Kaiserreiches wurde Wien die Hauptstadt der österreichischen Republik. Bekannt als das „Rote Wien” war es die Hochburg der österreichischen Sozialdemokraten. Zwischen den „roten” Bürgermeistern und der konservativen Bundesregierung kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen, die teilweise zu bürgerkriegsähnlichen Situationen führten. 1934 setzte die Regierung Dollfuß eine autoritäre Stadtverwaltung ein. 1938 besetzte das nationalsozialistische Deutschland Österreich, und Wien wurde zusammen mit anderen Gemeinden zum „Reichsgau Groß-Wien”. Ab 1945, nach schweren Zerstörungen durch Bombenangriffe, wurde Wien von den vier Siegermächten gemeinsam regiert. Jede erhielt ein Viertel des Stadtgebiets, die Innere Stadt wurde gemeinsam verwaltet.

Nach zehnjähriger Besetzung durch die Alliierten wurde Wien wieder Hauptstadt der neutralen österreichischen Republik und 1979 wurde sie neben New York und Genf zur dritten UNO-Stadt. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 1,56 Millionen (2001).


 

Kultur und Bildung:

Seit dem 18. Jahrhundert ist Wien untrennbar mit den Namen berühmter Komponisten und Musiker, z. B. Haydn, Mozart, Beethoven, Brahms, Schubert, Bruckner, Mahler und Berg, verbunden. Franz von Suppé und Johann Strauß (Sohn) komponierten Werke der so genannten Wiener Operette, wie z. B. Die Fledermaus von Strauß (1874). Weitere Operettenkomponisten sind Karl Millöcker, Franz Lehár, Robert Stolz, Oscar Straus und Emmerich Kálmán. Als Aufführungsstätten sind der Musikvereinssaal, in dem die Wiener Philharmoniker spielen, das Theater an der Wien (1788 erbaut), das Staatliche Opernhaus und die Volksoper erwähnenswert. Zu den bekanntesten Museen gehören die Kunstsammlung Albertina, das Museum des 20. Jahrhunderts, das Naturkundemuseum und das Museum der Schönen Künste. Im Juni 2001 wurde um das Gelände der ehemaligen Hofstallungen ein wesentlicher Teil des „MuseumsQuartiers” offiziell eröffnet. Das Ensemble umfasst rund 20 Einrichtungen.

Eine renommierte Bildungseinrichtung ist die Universität der Stadt Wien (1365) mit ihren vielen Instituten und einem hohen Prozentsatz ausländischer Studenten. Andere Einrichtungen der höheren Bildung sind die Technische Universität (1815), die Wirtschaftsuniversität (1898), die Akademie der Schönen Künste (1692) und eine agrarwissenschaftliche Hochschule.